Bewerbung „Unser Dorf hat Zukunft“ Havelland

You are currently viewing Bewerbung „Unser Dorf hat Zukunft“ Havelland

Für den Dorfwettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ hat DWAI e.V. zusammen mit dem Dorfvorsteher Volker Schönfeld eine Bewerbung eingeschickt. Leider wegen Corona hat sich der Entscheidungsprozess verzögert. Wir warten geduldig.

Vorwort

Die Gerüchteküche brodelte bereits, da wollten wir es selbst überprüfen. So fuhren zwei Mitglieder des Möthlower Fördervereins im Dezember 2019 nach Berlin in das Deutsche Historische Museum mit der Sonderschau “Alexander und Wilhelm von Humboldt”. Doch auch wenn nicht vordergründig die beiden Weltvermesser unser Interesse weckten, so fühlten wir uns doch wie einst die berühmten Brüder wie die ganz großen Entdecker. Ein Schaubild der Ausstellung war unser Ziel. Eine Landkarte aus dem 18. Jahrhundert, mit Berlin und Umgebung, vor allem aber mit Möthlow. Ein Beweis für die Existenz vor unserer Zeit, und der Zeit unserer Vorfahren. Wir sind jetzt hier und tragen das Vermächtnis all dieser Generationen vor uns. So wächst aus der Geschichte die Verantwortung auch für die Zukunft.

Foto: Möthlow auf der Humboltskarte

Gründe für diese Bewerbung (Argumentation):
Lebensqualität und wirtschaftliche Entwicklung (Leitbild/Leitidee).
Unser Dorf ist ein guter Ort zum Leben: Hier fühlen wir uns wohl, weil…

Unser Dorf war schon zu Humboldts Zeiten keine “Perle von Brandenburg”. Es sollte wahrscheinlich auch nie eine werden. Die wenigen Häuser um eine kleine Dorfkirche auf der alten Landkarte deuten eher auf ein einfaches, frommes und arbeitsames Leben. Doch ein Detail erstaunt uns, es ist der “Lustgarten” in Möthlow, eine ungewöhnlich große, rechteckige Grünanlage mit Alleen und Blumenbeeten, gleich neben einem künstlich aufgeschütteten Weinberg. Also doch mehr als nur Kirche, Arbeit und Familie? Vielleicht kommt daher der Name Möthlow? Denn in slawischen Sprachen heißt der Schmetterling “Motyl”, ein Ort mit vielen Schmetterlingen heißt “Motylow”. Ist der ehemalige Lustgarten mit seinen bunten Blumenbeeten womöglich dafür verantwortlich, dass wir “Schmetterlingsdorf” heissen? Eine schöne Vorstellung. 

Auch heute sieht unser Dorf von oben nach einem einfachen, arbeitsreichen Leben aus, fernab von den wichtigen Strasse und Trassen. Doch aus der Nähe betrachtet entpuppt es sich als eine lebendige Gemeinschaft, mit generationsübergreifenden Häusern und Gehöften, mit alten und jungen Familien, mit Nachbarn und Nachbarschaftshilfe, mit traditionellem Lagerfeuer und innovativem Hightech-Grill, mit Kindern und Jugendlichen, mit jungen Erwachsenen und alten Junggeblieben, mit Schülern, Azubis, Studenten, Arbeitern, Angestellten, Selbständigen, Bauern und Rentnern. Unser Dorf hat nicht die großen Unternehmen, Fabriken, Gewerbeflächen, aber die Wirtschaft muss nicht groß sein, um das Dorf zu ernähren. Möthlow ist wirtschaftlich dank seiner Handwerker, kreativer Köpfe, sogar dank seiner Neuansiedler. Sie alle machen die wirtschaftliche Entwicklung des Dorfes aus. Keine Frage, es ist nicht leicht, kein Laden, keine Kneipe, kein Jugendklub, kein co-working-space und kaum Internet. Das alles macht die kreative, innovative Arbeit nicht gerade leichter. Doch wir machen das beste heraus. Und nein, wir beschweren uns nicht, es beflügelt eher zum verstärkten Engagement, aber eine Unterstützung, eine Art Wertschätzung oder ja gar eine Belohnung für die Anstrengung würde es perfekt machen. Deswegen bewerben wir uns für diesen Preis. 

Foto: Maitanz in Möthlow

Soziales Engagement, vielfältiges Vereinsleben und Traditionen

Unser Dorf fördert Zusammenhalt und Miteinander: Gemeinsam sind wir stark, weil…

Ob Theodor Fontane, als er Ribbek besuchte, auch in Möthlow halt machte, wissen wir nicht. Und auch andere Dichter und Denker schweigen sich über das Dorf der Schmetterlinge aus. Kein Hinweis auf spezielle Möthlower Bräuche und Tänze, kein Beispiel von eigenartigen Möthlower Liedern, keine besondere Möthlower Keramik, ja nicht mal eine Möthlower Extrawurst würden das Dorf und seine Traditionen berühmt in der ganzen Welt machen. Aber es müssen nicht immer die Superlativen sein. Wir pflegen, was wir haben: ein Maibaum im Frühling, ein Blumenfest im Sommer, das Oktoberfest bereits im Zelt und der Weihnachtsbaum kommt, wenn es frostig wird. Die Vorbereitungen für die gemeinsamen, großen Feste liegt in der Verantwortung des Möthlower Fördervereins. Ein kleiner aber starker Verbund unterschiedlicher Möthlower. Zwischen den Festen wird gearbeitet. Mal ist es der Fahrradweg, der neu beschildert wird, mal ist es der Kirchenzaun, der gerettet werden will, mal sind es die Räume des Gemeindehauses, die einen neuen Anstrich vertragen könnten. Der Förderverein definiert die Aufgaben und überlegt sich die Durchführbarkeit. Die helfenden Hände und wohlwollende Spenden ermöglichen die Realisierung. Jeder steuert bei, was er kann. Unsere Vielfalt ist der Schlüssel des Erfolgs. Wie in der Natur die Vielfalt der Falter, ist auch bei uns die Vielfalt groß. Jeder Schmetterling ist anders. Manche auffallend bunt zum Staunen, manche unscheinbar zum Wachküssen. Jeder aber nützlich auf seine Art und Weise. Ja, wir fühlen uns hier wohl und stark, weil die Gemeinschaft da ist, weil sie wächst, weil sie stärker wird. Aus unterschiedlichen Typen eine Gemeinschaft zu meistern ist manchmal anstrengend, dass wissen wir, aber wir wissen auch, dass es sich lohnt. Und nein, wir jammern nicht, es bereichert uns alle gleichermassen. Auch das macht unsere Lebensqualität aus.

Foto: Oktoberfest  in Möthlow

Foto: Treffen in Möthlow

Foto: Weihnachtsbaum in Möthlow

Nachhaltige Dorfentwicklung durch authentische Bau- und Grüngestaltung.

Unser Dorf ist zukunftsfähig: Wir stellen uns den Herausforderungen von Demografie und Klimawandel in unserer Region, weil…

Als Alexander und Wilhelm von Humboldt Möthlow zeichneten, waren sie aus heutiger Sicht noch halbe Kinder, damals aber galten sie mit 16 Jahren bereits als junge Männer und sprangen über die Schwelle zum Erwachsenenleben, mit dem Gefühl von Freude und Verantwortung. Es ist die verantwortungsvolle Pflicht der Jugend, die alte Welt mit neuen Augen zu sehen. 

Seit einem Jahr haben wir in Möthlow einen neuen Dorfvorsteher. Volker Schönfeld ist die neue Generation der treibenden Kraft in Möthlow. Hier geboren, hier aufgewachsen, hier zum Entschluss gereift, an der Spitze des Dorfes, sich um dessen Belange und Zukunft zu kümmern. Ihm ist es auch zu verdanken, dass zunehmend auch junge Menschen die Verantwortung für die Entwicklung des Dorfes übernehmen wollen und übernehmen, auch im Förderverein. Es ist eine wichtige Kraft und eine Basis für ein zukunftsorientiertes Handeln. Darunter aber auch für ein engagiertes Bemühen um Integration, Offenheit und Vielfalt im Dorf. Denn unser Dorf ist jetzt schon international und interkulturell, und wird mit den Neuansiedlern immer vielfältiger. Der Schlüssel war die Kommunikation. Eine gemeinsame whatsapp- und eine offene facebook-Gruppe half den technisch versierten. Ein schwarzes Brett im Dorf verhilft zu einer analogen Kommunikation. Die regelmäßigen Treffen (auch im Gemeindehaus) erledigen den Rest. Aber apropos Gemeindehaus. Es wird gerade ein Plan erstellt, um das Gemeindehaus nachhaltig mit neuem Leben zu füllen. Unter dem neu renovierten Dach sollen ein Jugendklub, Coworkingspace, Raum für Gymnastik- und Yogakurse, Ort für Bildungsseminare und Treffpunkt für alle werden.

Mehr noch. Der alte Lustgarten ist immer noch zu sehen. Das grüne Viereck ist da, „umzäunt“ von inzwischen 150 Jahre alten Bäumen. Die Alleen und Blumenbeeten müssen wir uns momentan noch vorstellen, da das Grundstück verpachtet ist, aber die Idee ist da, und am Willen wird es auch nicht scheitern. Auch der Weinberg ragt noch aus dem flachen Boden. Vor Jahren haben wir die historische Treppe nachgebaut. Auf dem Plateau mit dem herrlichen Blick auf das Dorf feiern wir unsere Sommerfeste. Eine der Ideen ist es, einen Aussichtsturm dort zu bauen, für Möthlower und Touristen. Vielleicht wird es an der Zeit, den nächsten Schritt zu machen und den Weinberg zu rekultivieren. Auch hier wird es an helfenden starken Händen nicht fehlen. Und dank der aktuellen Geburtenraten, brauchen wir uns auch keine Sorgen um eine Weinkönigin oder einen Weinkönig im Jahre 2040 zu machen. 

Foto: Möthlow. Blick aus dem Weinberg. Links Lustgarten. April 2020

Sicher, wir sind eine kleine Welt, aber das heißt nicht, dass wir die Impulse der ganz großen Welt nicht wahrnehmen. Sie kommen auch bei uns an. Auch unser Leben ist von großen Umwälzungen betroffen. Der Klimawandel macht vor uns nicht halt. Seine wirtschaftlichen und sozialen Folgen werden auch wir spüren. Das Bewusstsein dafür zu entwickeln und nachhaltig in jedem Schritt zu sein, ist unsere einzige Chance. Das modernisierte Gemeindehaus soll uns dabei helfen, Ideen zu sammeln und umzusetzen. Es geht um Ressourcen, um Sharing, um Nachhaltigkeit. Und nein, wir seufzen und stöhnen nicht, denn unsere Zukunft hat bereits begonnen. 

Foto: Kino im Gemeindehaus in Möthlow

Foto: Weinberg in Möthlow

Foto: Möthlow April 2020

Lageplan