©Quelle und Text: Uwe Hoffmann / www.maz-online.de
Der im Sommer 2020 gegründete Verein „Dwai e.V.“ (Ostpreußisch „Zwei“ oder „Zusammen“) entwickelt jede Menge Ideen, um Projekte zur weiteren Entwicklung des kleinen Ortes in der Gemeinde Märkisch Luch umzusetzen. Aber auch die Möthlower selbst will der Verein stärker zusammen bringen.
Olga Bowgierd, die Dwai ins Leben rief, initiierte, entwickelte nun eine neue Kommunikationsstrategie im und für das Dorf, die auf drei Säulen basiert – analog und digital. „Um die Möthlower zu gewinnen und einzubeziehen, um den Ort noch besser zu entwickeln, müssen wir die Menschen stärker zusammen bringen. Beteiligung funktioniert nicht ohne entsprechende Kommunikation. Das hat sich bei der Umsetzung von Ideen immer wieder gezeigt“, sagt die in Berlin lebende gebürtige Polin, die im Herbst 2020 ein Tiny-Holzhaus in Möthlow baute. „Ich gehe gern auf Menschen zu, suche gern Kontakte. Dann wird man auch als Zuzügler gut im Dorf angenommen.
Dazu hat Olga Bowgierd als kleinen Treffpunkt vor ihrem Haus eine öffentliche Bibliothek eingerichtet. Aus dem kleinen Regal kann sich jeder ein Buch ausleihen, es nach dem Lesen zurückbringen, behalten oder weitergeben.
So hat Dwai kürzlich eine neue Facebookgruppe gegründet: „Neues aus Möthlow“. „Die Seite soll ein Netzwerk für das Dorf werden. Da kann jeder Neuigkeiten posten, seien sie noch so klein. Ob er Früchte im Garten zu verschenken hat, wenn er Hilfe braucht. Damit wird mindestens eine Person in jeder Familie erreicht“, so Olga Bowgierd weiter, die auch die Dwai-Homepage ständig auf dem neuesten Stand hält.
Facebook-Gruppe findet Zulauf
„Der Bedarf besteht. Möthlow hat 194 Einwohner. Nach einer Woche hatte die Gruppe schon 88 Mitglieder. So findet man auch viele Fotos und kleine Videos auf der Seite.“ Neben der digitalen Kommunikation gibt es auch zwei analoge Wege. „Die bisherige Infotafel gegenüber dem Gemeindehaus wird bisher wenig genutzt. Wir wollen im Ort ein neues Schwarzes Brett aufstellen im Design des Landkreises. Da kann jeder Möthlower Nachrichten anbringen“, erklärt Volker Schönfeld, Ortsvorsteher und Vereinsmitglied.
„Zusätzlich soll eine Infotafel zur Dorfgeschichte aufgestellt werden. Dazu haben wir im Landesarchiv einiges Material gefunden und auch unter den Einwohnern Informationen gesammelt. Manches war auch für viele Dorfbewohner unbekannt. Und natürlich sollen damit auch Touristen informiert werden, die die Radwege nutzen.“
Rundbrief zwei Mal jährlich
Als weiteres analoges Mittel soll jeder Möthlower zweimal im Jahr einen Rundbrief mit vielen Informationen zum Dorfleben erhalten.
Auch das Radio wurde aufmerksam auf die engagierten Möthlower. Als kürzlich Antenne Brandenburg zur Aktion „Ihr Ort ist unser Star“ die Gemeinde Märkisch Luch besuchte, interviewte Reporterin Claudia Stern auch Ortsvorsteher Volker Schönfeld und Olga Bowgierd zu den Aktivitäten von Dwai.
„In den letzten Wochen hat der Verein bereits zwei kleine Veranstaltungen im Dorf organisiert. Die Leute kamen zusammen, brachten einen Stuhl oder etwas zu Essen und zu Trinken mit“, erzählt die Vereinsvorsitzende der Reporterin. „Als zugezogene Berlinerin hat man es im Dorf nicht immer leicht. Aber man muss offen sein und auf die Menschen zugehen. So war es auch, als ich nach Deutschland kam.“
Berlin statt Italien
2010 wollte Olga Bowgierd, die in Polen und Russland Lehramt studierte, für eine Zeit lang nach Italien. Auf Zwischenstopp in Berlin blieb sie hier „hängen“. „Ich habe viele interessante Leute getroffen und schnell in Berlin einen Job gefunden. Man verliebt sich schnell in Berlin. Auch wenn ich anfangs kein Wort Deutsch sprach“, sagt Olga Bowgierd. „1986 geboren, gehöre ich zu der Generation junger Polen, die in einem freien Polen und einem offenen Europa, in der EU, groß geworden sind. Viele Polen meiner Generation wollten diese Freiheiten nutzen und sind in europäische Länder gegangen. Ich möchte Europa mitgestalten – europäisch und global denken, aber regional aktiv werden.“
2018 bis 2020 war Olga Bowgierd zuletzt in Bereich Wirtschaftsförderung für den Landkreis Märkisch-Oderland tätig. Als die Wahl-Berlinerin eine neue Heimat außerhalb der großen und lauten Stadt Berlin suchte, fand sie die im Havelland. „Mag es Zufall sein, dass ich nach Möthlow kam oder nicht. Das Dorf hat eine gute Energie und viel Potenzial“, sagt die engagierte junge Frau. Übrigens hat sich Möthlow auch für den aktuellen Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ beworben. Und auch Dwai hat noch viele Ideen .
Grünenpolitiker vor Ort
Am Freitag besuchte der Europa-Abgeordnete Sergey Lagodinski (Bündnis 90/Grüne) Möthlow auf Einladung von Dwai und diskutierte mit den Gästen zum Thema „Europapolitisches Engagement“ und wollte die havelländischen Initiativen kennenlernen.
So hat sich Möthlow dem Brandenburg weiten Netzwerk „Lebendige Dörfer“ im Havelland angeschlossen.